Entgegen der öffentlichen Meinung kann Kunststoff tatsächlich Teil der Kreislaufwirtschaft werden. Er lässt sich leicht recyceln und wiederverwenden und ist Gegenstand ständiger Innovation, die heute kommunikative und intelligente Verpackungen hervorbringt. Fabrice Bachelier, Generaldirektor der UTZ-Gruppe Frankreich, gibt einen Überblick über die Vorteile von Kunststoffverpackungen.
Manutan: Können Sie die Utz-Gruppe in wenigen Worten vorstellen?
Fabrice Bachelier: Die Utz-Gruppe ist einer der anerkannten Marktführer im Bereich der wiederverwendbaren und nachhaltigen Kunststoffverpackungen und technischen Kunststoffkomponenten. Wir stellen zum Beispiel Lagerbehälter aus Kunststoff, Rollwagen, Tabletts und alle für die Handhabung von Produkten erforderlichen Geräte her. Utz war ursprünglich ein Familienunternehmen, das in der Schweiz gegründet wurde. Heute verfügt es über 8 Produktionsstandorte in der ganzen Welt, davon 5 in Europa (in Frankreich, der Schweiz, Deutschland, England und Polen). Wir beschäftigen mehr als 1.350 Mitarbeiter und beliefern mehr als 50.000 Kunden, die einen Umsatz von rund 350 Millionen Euro erwirtschaften.
Manutan: Die Verpackung steht heute im Mittelpunkt der Umweltbelange. Behörden und Kunden üben großen Druck aus, um der Verwendung von umweltfreundlichen, wiederverwertbaren und wiederverwendbaren Verpackungen Vorrang einzuräumen. Welche Rolle spielen Kunststoffverpackungen in diesem Zusammenhang?
Fabrice Bachelier: Als Hersteller von Kunststoffverpackungen setzen wir uns natürlich für Kunststoff ein, trotz des „Kunststoff-Bashings“, das die aktuelle Verpackungsdebatte bestimmt. Generell ist es wichtig, einen Schritt zurückzutreten und die Dinge ins rechte Licht zu rücken.
Im Gegensatz zu dem, was viele denken, steht Kunststoff schon seit langem im Mittelpunkt der Kreislaufwirtschaft. Systeme zum Sammeln von Mehrwegflaschen aus Kunststoff sind nicht neu, ebenso wenig wie die Wiederverwendung von Kunststoffmaterialien. Darüber hinaus ist der Kohlenstoff-Fußabdruck von recyceltem Kunststoff doppelt so gering wie der von Neuware. Kunststoffverpackungen sind auch viel leichter als Holz. Für den Transport wird daher weniger Kraftstoff verbraucht und es entstehen weniger CO2-Emissionen.
Aus diesem Grund hat sich Utz schon immer für die Kreislaufwirtschaft eingesetzt. Die Unterstützung unserer Kunden bei der Umsetzung der Kreislaufwirtschaft und der Wiederverwertbarkeit von Kunststoffen ist eindeutig ein wichtiger Aspekt unseres Geschäfts. Wir ermutigen sie, über einen wirklich verantwortungsvollen Umgang mit den verfügbaren Materialien nachzudenken. Es stimmt zwar, dass das Recycling und die Wiederverwendung von Kunststoffen in der Vergangenheit nicht so wichtig waren wie heute, aber die Dinge ändern sich wirklich und die Kunststoffindustrie muss dies bekannt machen. Bei Utz zum Beispiel werden mehr als 28% der Produkte recycelt oder wiederverwertet. Wenn ein Behälter zu viel benutzt wurde oder einfach überflüssig ist, wird er sofort recycelt. Er wird aufgefangen, zerkleinert, neu strukturiert und dann wiederverwendet.
Manutan: Welche anderen Lösungen gibt es trotz allem, um das Problem der Verschmutzung durch Verpackungen zu lösen?
Fabrice Bachelier: Es geht natürlich nicht darum, die dramatische Bedeutung der Plastikverschmutzung in den Ozeanen zu leugnen. Wir stehen vor einer äußerst komplexen Herausforderung, die auch eine starke geopolitische Dimension hat, da 80% dieser Verschmutzung aus 10 großen Flüssen stammt, die alle in Asien und Afrika liegen. Obwohl es natürlich keinen Grund zur Zufriedenheit gibt, ist Europa nur für 3% der Meeresverschmutzung verantwortlich. Und was Utz anbelangt, so gehören unsere Produkte aufgrund ihrer industriellen Verwendung nicht zu denen, die man leider in der Natur, an Stränden, in Flüssen oder in den Ozeanen findet. Schließlich dürfen wir nicht vergessen, dass auch Pappe und Holz eine Menge Abfall produzieren, dessen Verbrennung ebenfalls viel CO2 erzeugt.
Manutan: Was sind die Hauptvorteile von Kunststoff im Vergleich zu anderen Verpackungsmaterialien?
Fabrice Bachelier: Erstens sind Kunststoffverpackungen viel länger haltbar als Verpackungen aus Holz oder Pappe. Ein Kunststoffbehälter kann viel mehr Reisen machen als jeder andere recycelbare und wiederverwendbare Behälter.
Kunststoff erfüllt auch die strengsten Gesundheits- und Lebensmittelsicherheitsanforderungen, weshalb er in der Medizin- und Lebensmittelbranche häufig verwendet wird. Darüber hinaus eignet sich Kunststoff auch besser für stark standardisierte industrielle Prozesse. Ich denke dabei insbesondere an den Automobilsektor, aber auch an alle Logistikbereiche, in denen Kunststoff die perfekte Antwort auf die Herausforderungen der Automatisierung ist. Vor allem ist es für einen Roboter viel einfacher, Kunststoffpaletten zu handhaben als Holzpaletten.
All diese Gründe erklären, warum Kunststoffverpackungen heute einen Boom erleben, und es gibt einen klaren Trend zu einer Zunahme von Kunststoffverarbeitungsgeräten in allen Sektoren.
Manutan: Ist diese erhebliche Zunahme der Verwendung ein Anreiz, die Recyclingfähigkeit von Kunststoffen weiter zu stärken?
Fabrice Bachelier: Ja, und die Dinge entwickeln sich in diese Richtung. Utz hat sich fest vorgenommen, bis 2025 einen neutralen Kohlenstoff-Fußabdruck zu erreichen! Wir haben 2020 eine vollständige Kohlenstoffbilanz erstellt, und die ersten Aktionspläne werden dieses Jahr eingeführt. So werden wir zum Beispiel saubere Energie nutzen, aber auch die Menge der verwendeten recycelten Materialien erhöhen. Außerdem planen wir, unseren Kunden eine CO2-Ausgleichssteuer anzubieten, die sie wahlweise annehmen oder ablehnen können. Das gesamte Geld, das durch diese Steuer eingenommen wird, wird an myclimate gespendet, eine Klimaschutzorganisation, die Projekte zur Kohlenstoffabscheidung finanziert. Mit unseren Maßnahmen zum Schutz des Klimas und der Umwelt sind wir den derzeitigen Praktiken in der Verpackungswelt eindeutig einen Schritt voraus.
Manutan: Wie muss sich die Verpackung angesichts des wachsenden Erfolgs des elektronischen Handels entwickeln?
Fabrice Bachelier: Die Verpackung hat sich in den letzten Jahren erheblich weiterentwickelt, um das Wachstum des elektronischen Handels zu unterstützen, und wird dies natürlich auch weiterhin tun. Die Herausforderung besteht darin, auf die zunehmende Automatisierung in den Lagern mit Kunststoffbehältern zu reagieren, die dank der vollständig mit dem Kunststoff verschmolzenen Etiketten vollständig rückverfolgbar sind. Das Lesen dieser Etiketten ermöglicht nicht nur die Rückverfolgung und geografische Lokalisierung der Produkte, sondern auch eine Fülle von Informationen wie mögliche Stöße, Temperatur oder das Gewicht einer Palette. Roboter in den Lagern können diese Technologie nutzen, um die Informationen über den Inhalt von Kunststoffbehältern zu lokalisieren und zu lesen. Sie liefern sie an die Kommissionierer, die ihren Arbeitsplatz nicht mehr verlassen müssen. Der Kunststoffbehälter wird dann automatisch in die dafür vorgesehenen Schränke eingelagert. All dies ist möglich dank der Fülle an Innovationen, die Kunststoffverpackungen auszeichnen. Auch in den nächsten 10 Jahren wird es in diesem Bereich umfangreiche Forschungs- und Entwicklungsanstrengungen geben. Übrigens entfallen fast 10% der Investitionen, die für die Automatisierung eines Lagers erforderlich sind, auf Lagerbehälter und sämtliche Kunststoffverpackungen.
Manutan: Welches sind die von Ihren Kunden am häufigsten geäußerten Bedürfnisse?
Fabrice Bachelier: Für unsere Kunden ist es wichtig, dass die Verpackungen einheitlich sind und eine hohe Maßtoleranz aufweisen. Es ist unerlässlich, dass der intensive Gebrauch unserer Produkte weder ihre Form noch ihre Größe beeinträchtigt, was bei Karton oder Holz natürlich nicht möglich ist. Die andere Priorität betrifft die Rückverfolgbarkeit, die wir gerade erwähnt haben. Die verschmolzenen Etiketten sind unzerbrechlich und werden vollständig mit dem Lagerbehälter verschweißt, was eine kontinuierliche und optimale Rückverfolgbarkeit gewährleistet. Diese Geräte machen sich sehr schnell bezahlt und tragen eindeutig zur Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit der Lieferkette bei.