Im Zeitalter der Digitalisierung sind Daten zum „schwarzen Gold“ in der Wirtschaft geworden. Angesichts des zunehmenden Drucks auf die Lieferkette erscheinen Daten als ein gewaltiger Hebel, um die Sichtbarkeit zu verbessern und die Beziehungen zu den Interessengruppen zu stärken. Hinter diesem Bedürfnis nach mehr Transparenz steht das Bestreben der Unternehmen, ihre Lieferkette zu optimieren, ihr Risikomanagement zu verbessern und ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.
Bestandsaufnahme der Transparenz in der Lieferkette
Laut einer aktuellen Studie mit dem Titel „Data-enabled supply chain transparency“, die von Procurement Leaders für Ivalua durchgeführt wurde, erachten 77% der Unternehmen die Transparenz der Lieferkette als kritisch oder von größter Bedeutung.
Dennoch ist nur ein Drittel mit dem Grad der Sichtbarkeit, den sie heute haben, zufrieden (oder sehr zufrieden). In einer Welt, die zunehmend komplexer, volatiler und unsicherer wird, lässt diese Diskrepanz aufhorchen, zumal die meisten Unternehmen über ein ausreichendes Budget verfügen, um die notwendigen Investitionen in diesem Bereich zu tätigen.
Während die Entscheidungsträger im Einkauf einen guten Überblick über ihre Tier-1-Lieferanten haben, sieht es bei den Unterauftragnehmern (Tier 2, 3, 4 und darüber hinaus) ganz anders aus. Dies wirft ernste Fragen in Bezug auf das Risikomanagement auf. 59% der Unternehmen sind heute der Ansicht, dass sie eine zufriedenstellende Sichtbarkeit ihrer Tier-1-Lieferanten haben. Im Gegensatz dazu liegt dieser Prozentsatz bei den Tier-2-Lieferanten nur bei 7% und bei Tier-3-Lieferanten bei 2%.
Was ist mit dem Begriff „Transparente Lieferkette“ gemeint?
Laut Alexis Bateman, Forscherin und Leiterin des Massachusetts Institute of Technology (MIT), einem Forschungszentrum rund um nachhaltige Lieferketten, beruht die Transparenz der Lieferkette auf zwei Begriffen:
Sichtbarkeit, also die exakte Identifizierung und Erhebung sämtlicher Daten der einzelnen Glieder der Lieferkette, und zwar meist in Echtzeit;
Offenlegung, also die Weitergabe dieser Informationen sowohl intern als auch extern.
Big Data und Lieferkettenmanagement: Vorteile?
Big Data gehört zu den wichtigsten disruptiven Technologien dieses Jahrhunderts. In Verbindung mit anderen technologischen Lösungen (Data Analytics, Business Intelligence, Machine Learning, Cloud, RFID usw.) können Unternehmen riesige Datenmengen für den Einkauf und die Lieferkette nutzen.
Die Produktivität steigern
Mithilfe von Datenmanagement können Unternehmen zunächst ihre betriebliche Effizienz steigern und gleichzeitig die Kosten senken. Es geht darum, Ereignisse zu identifizieren und vorherzusagen, um den Warenfluss zu optimieren und die gesamte Lieferkette zu kontrollieren.
Konformität herstellen
Im Bereich der Transparenz werden die Vorschriften im Laufe der Zeit zunehmend verschärft, z.B. durch den U.K. Modern Slavery Act, den California Transparency in Supply Chains Act, das französische Sapin-II-Gesetz oder die EU-Richtlinie über die ESG-Berichterstattung (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung).
Die Unternehmen müssen ihre Wachsamkeit erhöhen und Ethical Sourcing fördern. Eines ist sicher: Diejenigen, die über eine gewisse Transparenz entlang ihrer Lieferkette verfügen, können die Einhaltung der Vorschriften leichter gewährleisten.
Kundenbeziehung stärken
Eine transparente Lieferkette ermöglicht es Unternehmen, die Kundenbeziehung zu stärken. Zunächst sorgen sie für eine höhere Zufriedenheit der Verbraucher, wenn sie künftig bei ihrer Produktwahl die Herkunft, die Zusammensetzung, die Produktions- und Herstellungsbedingungen sowie die ökologischen Auswirkungen berücksichtigen.
Laut einer aktuellen Umfrage von Avery Dennison legen zwei von fünf Käufern Wert auf die transparente Rückverfolgbarkeit der von ihnen gekauften Kleidungsstücke. Durch das Angebot eines solchen Informationszugangs gewinnen die Marken außerdem das Vertrauen ihrer Kunden und stärken die Kundenbindung.
Partnerschaften ausbauen
Ein solches Vorgehen stärkt auch die Beziehungen zu anderen Interessengruppen, nämlich den Geschäftspartnern. Transparenz schafft Vertrauen zwischen der Beschaffungsabteilung, ihren Anbietern und Dienstleistern, zumal dadurch die Bindung zu Gleichgesinnten verstärkt und damit ein positiver Kreislauf in Gang gesetzt wird.
Wie kann Transparenz innerhalb der Lieferkette gewährleistet werden?
Um die Digitalisierung des Einkaufs zu beschleunigen und die Transparenz innerhalb der Lieferkette zu erhöhen, müssen Unternehmen drei große Herausforderungen rund um Daten und Talente bewältigen.
1. Die Qualität der Daten
Die Hauptschwierigkeit bei der Verbesserung der Transparenz der Lieferkette ist die Qualität der Daten. Und das aus gutem Grund: 81% der Entscheidungsträger im Einkauf führen dies als eine große Herausforderung an. Dieser Aspekt wird anhand mehrerer Kriterien bewertet:
Genauigkeit;
Vollständigkeit;
Homogenität;
Zuverlässigkeit;
Aktualität;
Sicherheit der Daten.
Daten von „hoher Qualität“ müssen außerdem der beabsichtigten Nutzung entsprechen. Um dieses Problem zu bewältigen, sind die Entscheidungsträger im Einkauf bestrebt, vor allem in geeignete Tools zu investieren und einzelne Initiativen zur Bereinigung großer Datenmengen zu ergreifen.
2. Die Zugänglichkeit der Daten
Auch heute noch stützen sich Unternehmen auf Datenquellen, die konventionell erscheinen mögen (Verträge, Rechnungen, Audits usw.). Dies ist für Beschaffungsabteilungen jedoch nicht ausreichend, um die erforderlichen Analysen vorzunehmen und Entscheidungen zu treffen.
Beispielsweise haben nur 19% der Beschaffungsabteilungen Zugang zu Informationen über ihre Scope-3-Treibhausgasemissionen. Unter diesen Voraussetzungen ist ihnen ein effizientes Handeln in Sachen CO2-Fußabdruck nicht möglich. Künftig werden weitere Quellen genutzt werden, um die Sichtbarkeit zu erhöhen, wie z.B. Market Intelligence Tools oder Dritte.
3. Der Fachkräftemangel
Ob für die Sammlung, Verwaltung oder Analyse von Daten: Unternehmen brauchen qualifizierte Arbeitskräfte. Es ist zwar wichtig, dass die Fachteams in der Lage sind, ihre Kompetenzen in diesem Bereich zu erweitern, aber die Unternehmen haben auch ein Interesse daran, Experten für Data Science oder Data Management einzustellen (Data Scientists, Data Analysts usw.). Die beiden Funktionen müssen dann nur ihr Know-how kombinieren, um fundierte Entscheidungen zu treffen.
Für die Lieferkette sind Daten daher ein großes Plus. Richtig genutzt, stellen sie einen gewaltigen Hebel für die Wettbewerbsfähigkeit, Widerstandskraft und Nachhaltigkeit der Unternehmen dar.
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