Erläuterung des Produkt-Service-Systems

Intelligentes und effizientes Arbeiten
Ein richtig verstandenes Produkt-Service-System ermöglicht Innovationen für eine nachhaltigere Unternehmensführung.

Zur Bewältigung der ökologischen Herausforderungen unserer Zeit entstehen neue Produktions- und Konsummodelle. Ein Konzept, das in diesem Zusammenhang auf dem B2B-Markt (Business-to-Business) immer mehr an Bedeutung gewinnt, ist das Produkt-Service-System. In diesem Modell geht es im Hinblick auf eine nachhaltige Entwicklung um Nutzung, nicht um Eigentum. Es bietet eine innovative und nachhaltige Alternative zu traditionellen Wirtschaftsmodellen. Damit dieses Modell in einem Unternehmen angewendet werden kann, muss man zunächst das Konzept, die Grundprinzipien und die Vorteile verstehen.

Was ist das Produkt-Service-System?

Beim Produkt-Service-System geht es darum, integrierte Lösungen für Güter und Dienstleistungen anzubieten. Mit anderen Worten: Es wird eine Nutzungsleistung oder eine Nutzung verkauft, nicht mehr das Eigentum an einem Gut. Das Konzept wird auch als „hybrides Leistungsbündel“ bezeichnet.

Das Produkt-Service-System geht davon aus, dass der Verbraucher mehr an der Funktionalität eines Produkts interessiert ist, d.h. an dessen Nutzung, als am Produkt selbst. Die Transaktion basiert auf der Einwilligung des Kunden, einen Nutzwert zu bezahlen – nicht mehr auf dem Eigentumsübergang von Gütern. Deshalb erfüllt die angebotene Lösung dieselben Funktionen wie das Gut oder bietet sogar erweiterte Funktionen an. Die Idee ist, die Logik des Volumens durch eine Logik der erbrachten Dienstleistung zu ersetzen, indem man sich zur Funktionsfähigkeit der Produkte verpflichtet.

Dieses neue Wirtschaftsmodell fügt sich in die Perspektive der Kreislaufwirtschaft, da es das Wachstum vom Verbrauch natürlicher Ressourcen, Energie und Rohstoffe abkoppelt. Wettbewerbsfähigkeit beruht nunmehr auf Qualität und Leistung. Da die Hersteller während des gesamten Lebenszyklus der Güter das Eigentum daran behalten, sind Wartung und Reparatur integraler Bestandteil des Vertrags. Das ist das genaue Gegenteil von geplanter Obsoleszenz! Da es Verschwendung minimiert und die Nutzung von Ressourcen optimiert, fördert es Nachhaltigkeit.

Schließlich begünstigt dieses System die Zusammenarbeit zwischen den Beteiligten, d.h. zwischen Kunden und Lieferanten, zur Maximierung des geschaffenen Werts. In diesem Sinne knüpft es an die Kreislaufwirtschaft und die Sharing Economy an. Mit dem Produkt-Service-System weicht die transaktionale „One-Shot“-Kaufbeziehung einer dauerhaften, auf Vertrauen basierenden Partnerschaftsbeziehung.

Die Vorteile des Produkt-Service-Systems

Das Produkt-Service-System hat für alle Beteiligten klare Vorteile. Auf Kundenseite gehört dazu das Versprechen, Zugang zu effizienten, kostengünstigen, flexiblen und nachhaltigen Lösungen zu erhalten.

Effiziente Lösungen

Bei einem Produkt-Service-System delegieren Unternehmen einen Teil ihrer Wertschöpfungskette an einen Experten – und das mit Ergebnisgarantie, da die Vergütung des Lieferanten davon abhängt. Das garantiert diesen Unternehmen den Kauf leistungsstarker, nachhaltiger und hochwertiger Lösungen, sodass sie sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren können.

Wirtschaftliche Lösungen

Wenn Unternehmen sich für das Produkt-Service-System entscheiden, haben sie Zugang zu kostengünstigen Lösungen, ohne zwangsläufig in den Kauf teurer Produkte investieren zu müssen. So können sie qualitativ hochwertige Dienstleistungen in Anspruch nehmen und gleichzeitig ihre Ausgaben senken.

Flexible Lösungen

In diesem Wirtschaftsmodell können Kunden die Dienstleistungen auch an ihre spezifischen Bedürfnisse anpassen. Sie können genau ihren Anforderungen entsprechende Optionen und Funktionen wählen, und das trägt zur Verbesserung der Nutzererfahrung bei.

Nachhaltige Lösungen

Über das Produkt-Service-System fördern die Unternehmen die Kreislaufwirtschaft. Die Hersteller verstärken ihre Innovationen, um den Nutzwert zu maximieren und die Lebensdauer der in ihrem Eigentum verbleibenden Produkte zu optimieren. Die Wertschöpfung steht somit in direktem Zusammenhang mit der Nachhaltigkeit.

Produkt-Service-System: drei Paradebeispiele

Immer mehr Unternehmen greifen das Produkt-Service-System auf, um innovative und differenzierende Angebote auf ihren Märkten einzuführen. Michelin etwa verkauft keine Reifen mehr, sondern stellt seinen Kunden die Anzahl der gefahrenen Kilometer in Rechnung. Hier drei weitere Beispiele:

Xerox und die Bereitstellung von Druckern

Das als führender Druckerhersteller bekannte US-amerikanische Unternehmen Xerox findet mit seinen Lösungen für die Bereitstellung von Druckdienstleistungen (Managed Print Services) zunehmend Anklang. Das Prinzip ist einfach: Man mietet Drucker und die dazugehörigen Dienstleistungen, anstatt die Geräte zu kaufen.

Mittlerweile bietet das Unternehmen sogar Tools an, die seinen Kunden eine bessere Handhabung ihrer CSR-Politik (ökologische und soziale Verantwortung) ermöglichen. So quantifiziert etwa ein Portal zur Datenvisualisierung das Äquivalent der Ausdrucke in der Anzahl der verbrauchten Bäume, der verbrauchten Wassermenge, der CO2-Bilanz usw. Mittlerweile gibt es sogar Verträge zur CO2-Kompensation, in deren Rahmen ein Baum gepflanzt wird, sobald das Unternehmen eine bestimmte Anzahl an Ausdrucken erreicht hat.

Signify und Beleuchtung als Dienstleistung

Signify (ehemals Philips Lighting) bietet Beleuchtungslösungen an, bei denen die Kunden für das Licht bezahlen, das sie konsumieren. Während der gesamten Lebensdauer des Beleuchtungssystems garantiert das Unternehmen maximale Zuverlässigkeit und Effizienz sowie niedrige Betriebskosten.

Zu den damit verbundenen Dienstleistungen gehören etwa:

  • maßgeschneiderter Beleuchtungsplan

  • individuelle Gestaltung

  • vorbeugende Wartung und unverzügliche Fehlerbehebung

  • Remote-Support

  • garantierte Beleuchtungsleistung

  • professionelle Schulung

  • Beratung durch Fachleute

  • Finanzierung des Beleuchtungssystems

BASF: Gesundheit von Ackerbauflächen kaufen

Der BASF-Konzern, ein weltweit führendes Chemieunternehmen, hat das Angebot xarvio™ HEALTHY FIELDS lanciert, das Getreidebauern die Gesundheit ihrer Ackerbauflächen garantiert.

Der Anbieter entscheidet über die optimale spezifische Fungizidstrategie und setzt diese zu einem Festpreis um. Er optimiert den Anwendungszeitpunkt, das Produkt und die Dosierung durch die Kombination verschiedener Faktoren, etwa Standort, Wetterbedingungen, Vorkultur, angebaute Sorte. Wenn das erzielte Ergebnis nicht den ursprünglich definierten Erwartungen entspricht, wird der Landwirt entschädigt.

Das Produkt-Service-System fügt sich perfekt in die Umstellung auf eine grüne Wirtschaft, aber auch in die Energiewende. Indem es den Schwerpunkt nicht auf den Kauf von Produkten, sondern auf die Bereitstellung von Lösungen legt, können Unternehmen damit von einer besseren Nutzererfahrung profitieren und gleichzeitig die ökologische und soziale Leistung verbessern. Sie sehen also: In gewisser Hinsicht versöhnt dieses Modell Wirtschaft und nachhaltige Entwicklung miteinander.

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Katharina von OstrowskiVerfasst am 30. Juli 2024

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