Die nutzungsbezogene Abrechnung, die aus technischen bzw. technologischen Gründen zunächst nur auf einige Branchen beschränkt war, findet zunehmend Verbreitung. Dieses neue Wirtschaftsmodell verändert zahlreiche Branchen und bietet den Unternehmen durch mehr Flexibilität und Effizienz völlig neue Möglichkeiten. Es geht nicht mehr darum, ein Produkt oder eine Dienstleistung zu verkaufen, sondern dem Kunden eine Rechnung zu stellen, die auf seinem Verbrauch basiert. Es ist nun Aufgabe des Einkaufs, sich mit diesem Abrechnungsmodell vertraut zu machen. Nur so kann die Leistungsfähigkeit und Rentabilität gesteigert werden.
Was bedeutet nutzungsbasierte Abrechnung?
Diese Abrechnungsmodelle, auch bekannt als „Pay-per-Use“, zeigen neue Wege auf, wie ein Produkt oder eine Dienstleistung konzipiert oder ihr Wert bemessen werden kann. Hier handelt es sich um eine funktionale Wirtschaftsform, bei der nicht mehr der Besitz einer Ware, sondern der Verbrauch bzw. die Nutzung verkauft wird.
Es handelt sich somit um ein Modell, welches auf dem Dienstleistungsprinzip beruht. Die nutzungsbasierte Abrechnung bewertet nicht mehr den Verkaufsgegenstand an sich, sondern die Vorteile, die er mit sich bringt. Mit anderen Worten: Ein Kunde zahlt für die Nutzung einer Ware oder einer Dienstleistung. Das Abrechnungssystem basiert auf der Erfassung und Analyse von Nutzungsdaten mithilfe von Technologien wie dem Internet der Dinge (Internet of Things, IoT).
Dank der neuesten technologischen Entwicklungen können fast alle Produkte nach Nutzung abgerechnet werden. Beispielsweise gibt es Beleuchtungslösungen, bei denen der Kunde keine Leuchtmittel als Produkt kauft, sondern für das Licht bezahlt, das sein Unternehmen verbraucht.
Diese Logik lässt sich auf alle Bereiche anwenden:
Man kann eine Anzahl von Fotokopien berechnen;
eine Menge an gefahrenen Kilometern;
die Gebäudetemperatur;
die Energieoptimierung ...
Aus diesem Grund werden heute immer mehr Waren in den Unternehmen nach ihrem Verbrauch abgerechnet, wodurch sich neue Möglichkeiten für die Einkaufsfunktion ergeben.
Die Vorteile der nutzungsbasierten Rechnungslegung
Dieses Abrechnungsmodell bietet den Unternehmen zahlreiche Vorteile, von der Ressourcenoptimierung bis zum Beitrag zur CSR-Strategie (Corporate Social Responsibility).
Ressourcen beherrschen und optimieren
Mit der verbrauchsabhängigen Abrechnung können Unternehmen ihren Einkauf an den tatsächlichen Bedarf anpassen. Statt in standardisierte Lösungen mit hohen Fixkosten zu investieren, die ihren Bedürfnissen nicht vollständig entsprechen, können Unternehmen Produkte und Dienstleistungen je nach Bedarf auswählen. Diese größere Flexibilität ermöglicht eine genauere Zuweisung der finanziellen Ressourcen, was dazu beiträgt, Verschwendung zu vermeiden und die betriebliche Effizienz und die Kosten zu optimieren.
Steigerung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit
Dank Sensoren und Datentechnologien können immer mehr Produkte nutzungsabhängig abgerechnet werden. So hat die Einkaufsabteilung häufiger die Möglichkeit, CapEx (Ausgaben für langfristige Anlagegüter) in OpEx (alle Kosten zur Aufrechterhaltung des operativen Geschäftsbetriebs) umzuwandeln. Dies ist ein wirtschaftlicher Vorteil für das Unternehmen, das somit seine Fixkosten und Investitionen senkt.
Beitrag zur CSR-Strategie
Natacha Tréhan, Professorin für Beschaffungsmanagement und Forscherin an der Universität Grenoble Alpes, erklärt: „Dieses Modell ermöglicht es, im Zentrum einer Umweltlogik, einer nachhaltigen Wertschöpfung und der Kreislaufwirtschaft zu agieren. Das Interesse des Anbieters besteht hier darin, seine Maschinen so lange wie möglich zu nutzen, die geplante Obsoleszenz zu bekämpfen, Dienstleistungen mit Mehrwert in Form von Wartung, Energieeinsparungen mit weniger energieintensiven Maschinen anzubieten.“
Die Einkaufsabteilung erhält wiederum Zugang zu Indikatoren, mit denen sie ihre CSR-Strategie unterstützen kann. Durch die nutzungsabhängige Abrechnung kann sie eine nachhaltige und verantwortungsvolle Beschaffungspolitik fördern, indem sie:
auf nachhaltige Werte setzt;
energiesparende Geräte wählt;
den CO2-Fußabdruck verringert
usw.
Abrechnung nach Nutzung: eine neue Situation mit vielen Herausforderungen
Die nutzungsabhängige Abrechnung ist ein innovatives Geschäftsmodell, welches die Beziehungen zwischen Unternehmen und Lieferanten grundlegend beeinflusst. Dies verändert die traditionellen Erwartungen und stellt die Lieferanten vor neue Herausforderungen und Verantwortlichkeiten. Dieses System wirft auch vertragliche, rechtliche und datenschutzrechtliche Fragen auf, die sorgfältig geprüft werden müssen.
Fragen und Herausforderungen der nutzungsbasierten Abrechnung in Lieferanten-Kunden-Beziehungen
Die nutzungsbasierte Abrechnung verändert die Erwartungen eines Unternehmens an seine Lieferanten. Bei diesem Modell ist der Lieferant stärker an der Beschaffung der Produkte beteiligt. Es verlangt von ihm die Erbringung zusätzlicher Dienstleistungen, z.B. im Bereich Energieeinsparung.
Dies bedeutet, dass der Lieferant potenziell während des gesamten Produktlebenszyklus involviert ist. Er trägt eine größere Verantwortung dafür, wie der Kunde die Qualität des Produkts oder der Dienstleistung vor und nach dem Kauf wahrnimmt. Das Modell der nutzungsabhängigen Abrechnung weist jedoch noch einige Hemmnisse auf, die seine Entwicklung in den Unternehmen zum Teil verlangsamen.
Vertragliche Hemmnisse
Die dem Modell innewohnende Dienstleistungslogik erfordert die Aufnahme neuer Klauseln, in denen unter anderem eine Dienstleistungsvereinbarung gefordert wird, in der geeignete Indikatoren festgelegt werden.
Rechtliche Hemmnisse
Bei der nutzungsabhängigen Abrechnung können Unternehmen nicht von den gleichen finanziellen Vorteilen profitieren wie bisher, da die Rechtsprechung die Kategorie (Aktiva/Passiva) ändern kann. Beispielsweise wird operatives Leasing als Anlagevermögen betrachtet, was es steuerlich weniger vorteilhaft macht.
Hemmnisse im Zusammenhang mit dem Datenschutz
Da nutzungsabhängige Produkte auf dem Daten-Management (Daten im Besitz des Lieferanten) beruhen, muss jeder Beteiligte, der nicht im Besitz dieser Daten ist, befürchten, dass sich die Machtverhältnisse verschieben. Angesichts dessen muss die Einkaufsfunktion den Schutz dieser Daten gewährleisten, zumal es Lösungen gibt: zum Beispiel ein vertraglicher Rahmen, der die Möglichkeiten der Datennutzung zwischen den Akteuren klar festlegt.
Eine Überlagerung der Vorteile der nutzungsabhängigen Abrechnung durch diese Hemmnisse wäre jedoch bedauerlich. Die Einkaufsfunktion muss sich daher mit diesem neuen Modell vertraut machen und seine wesentlichen Merkmale genau kennen, um diese Ängste zu überwinden und seinen Mehrwert voll auszuschöpfen.
Angetrieben durch den technologischen Fortschritt im Datenbereich gewinnt das Modell der nutzungsabhängigen Abrechnung in allen Branchen zunehmend an Bedeutung. Dies wird übrigens auch vom World Economic Forum vorausgesagt: Alle Produkte werden bis 2030 Dienstleistungen sein. Die Einkaufsfunktion muss diese Möglichkeiten voll ausschöpfen, um eine bessere Kostenkontrolle zu erreichen, die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit des Unternehmens zu stärken und gleichzeitig ihre Politik der verantwortungsbewussten Beschaffung auszubauen. Unternehmen, die diesen Ansatz verfolgen, werden ihr Einkaufsmanagement grundlegend verändern und sich für nachhaltiges Wachstum in einem sich stetig wandelnden Umfeld positionieren.