Angesichts klimatisch-ökologischer Dringlichkeit wandelt sich das Bewusstsein aller. Vor dem Hintergrund des europäischen Green Deal kommt den Unternehmen eine wichtige Rolle bei der Verwirklichung des Ziels der Kohlenstoffneutralität bis 2050 zu.
Handeln können Unternehmen, indem sie die Nutzung ihre Ressourcen überdenken. Dadurch können sie sich in Richtung einer sauberen, kreislauforientierten Wirtschaft bewegen. In diesem Zusammenhang spielt die Beschaffungsfunktion eine wichtige Rolle, indem sie sich für die Wiederverwendung entscheidet, d.h. den Kauf von gebrauchten Gegenständen bevorzugt. Eine besonders weit verbreitete Lösung ist der Kauf von generalüberholten Produkten, angefangen bei Computern und Telefonen. Wiederverwendung wird von Eurostats definiert als „jedes Verfahren, bei dem Produkte oder Komponenten, die keine Abfälle sind, für denselben Zweck wiederverwendet werden, für den sie konzipiert wurden“.
Der Second-Hand-Boom
Aus ökologischen und gesellschaftlichen Motiven boomt der Second-Hand-Markt weltweit. Diese neuen Konsumgewohnheiten, welche die kreislauforientierte vor der linearen Wirtschaft bevorzugen, halten Einzug in die Beschaffungsfunktion. Dies erklärt sich aus der Tatsache, dass gebrauchte Objekte wirtschaftliche und ökologische Aspekte miteinander in Einklang bringen, die für Organisationen von großem Interesse sind. Auf diese Weise ist es möglich, ein Produkt zu niedrigeren Kosten zu erwerben und gleichzeitig die Lebensdauer des Produkts zu verlängern. Dies senkt den Kohlenstoffverbrauch und reduziert somit die Umweltauswirkungen von Geschäftseinkäufen.
Natürlich bleibt der Gebrauchtmarkt komplementär zum Neumarkt, der immer innovativere und effizientere Produkte bietet. Schließlich ist das Gleichgewicht zwischen diesen beiden Welten der Schlüssel. Auf diese Weise bekommen Objekte einen reicheren Lebenszyklus: Ein neues Produkt kann leicht den Weg der Wiederverwendung einschlagen, ohne seinen Gebrauchswert zu verlieren, bis es recycelt wird.
So schenkt die Manutan-Gruppe ihrer Computer-Hardware ein zweites Leben, weil der europäische Marktführer im B2B-E-Commerce seine Umweltauswirkungen und insbesondere seine Treibhausgasemissionen reduzieren will. Zu diesem Zweck arbeiten sie mit dem Start-up-Unternehmen Zack zusammen, das sich auf die Kreislaufwirtschaft spezialisiert hat. Heute, seit Anfang 2022, haben sie bereits über 247 elektronische Produkte bzw. 1,5 Tonnen Hardware recycelt. Erstens verkauften sie die restlichen Produkte in ihrem jetzigen Zustand, um sie zu überholen und wiederzuverwenden. Und dann wird der Erlös aus dem Verkauf an eine wohltätige Organisation gespendet.
Gebrauchte Objekte vs. generalüberholte Produkte
In der Welt der Gebrauchtwaren können zwei Hauptkategorien unterschieden werden:
Gebrauchte Artikel werden nicht von einem Fachmann geprüft und haben im allgemeinen keine Garantie. Meist sind dies von Privatpersonen verkaufte Produkte.
Generalüberholte Produkte sind solche, denen ein Industrieller ein zweites Leben schenkt. Diese werden von Fachleuten getestet, aufgearbeitet und neu verpackt. Sie haben eine Garantie von je nach Verkäufer unterschiedlicher Dauer.
Obwohl generalüberholte Produkte voll funktionsfähig sind, sind sie nicht alle in gleichem Zustand. Damit die Kunden dies beurteilen können, werden die Objekte im allgemeinen nach Güteklassen klassifiziert:
Klasse: Das Produkt ist in ausgezeichnetem Zustand. Es hat keine Gebrauchsspuren, ist wie neu.
Klasse: Das Produkt ist in einem sehr guten Zustand, mit einigen leichten Gebrauchsspuren wie Mikrokratzern.
Klasse: Das Produkt ist in einem guten Zustand, mit einigen Gebrauchsspuren (Kratzer, Schrammen, Stöße usw.).
Die großen Favoriten der generalüberholten Produkte
Auf dem Markt für generalüberholte Produkte finden wir hauptsächlich Computerausrüstung und Telefonie, von allen Marken: Computer, Smartphones, Tablets, verschiedenes Zubehör usw. Eben jene Produkte, aus denen die digitale Welt besteht! (GreenIT.fr, Environmental footprint of the digital world, 2019)
Diese Branche ist besonders gut strukturiert, und zahlreiche Akteure kamen dort in den letzten Jahren auf. Diese Fachleute sind in der Lage, die Geräte vollständig zu prüfen, zu testen, zu reparieren und zu reinigen, sie in individuellen Verpackungen mit kompatiblem Zubehör wiederaufzubereiten, Kundendienst zu leisten und sogar die positiven Auswirkungen zu quantifizieren, um den Prozess zu verbessern. Jedes Unternehmen hat somit Zugang zu leistungsfähigen generalüberholten Produkten mit Rückverfolgbarkeit und Qualitätsservice. Für die Endnutzer ist die Erfahrung identisch mit der, die sie mit einem neuen Produkt machen könnten.
Für die Beschaffungsfunktion ist es auch eine Garantie für die Zunahme wirtschaftlicher Effizienz. Da generalüberholte Produkte unter dem Preis von Neuprodukten verkauft werden, können die Käufer nach Angaben von Marktexperten mit Einsparungen von bis zu 70% pro Gerät rechnen.
Nicht zuletzt wird die Beschaffungsfunktion mit diesen generalüberholten Produkten dem ökologischen Imperativ gerecht werden können. Sie sollten sich bewusst sein, dass die durchschnittliche Lebensdauer eines elektronischen Geräts nur wenige Jahre beträgt. Das ist zu wenig angesichts der Umweltauswirkungen ihrer Herstellung, insbesondere bei Laptops, Tablets und Smartphones, die zu den umweltschädlichsten Geräten gehören.
Eine im Auftrag der Vereinten Nationen von den beiden Wissenschaftlern Eric Williams und Rüdiger Kühr erstellte Studie ist für dieses Thema maßgebend. Sie schätzen, dass für die Herstellung eines PC 240 kg fossile Brennstoffe (das Zehnfache des Gewichts des Computers selbst), 22 kg Chemikalien und 1,5 Tonnen Wasser benötigt werden. Außerdem enthalten diese Geräte erhebliche Mengen an Schwermetallen (Blei, Quecksilber, Kadmium und Chrom), welche eine Gefahr für die Gesundheit der Arbeiter und für die Umwelt darstellen. Angesichts dieser Feststellung betonen die Autoren das Interesse an der Wiederverwendung: „Da ein so großer Teil der im Lebenszyklus eines Computers verbrauchten Energie auf die Herstellung von Hightech-Komponenten entfällt, die bei Recyclingprozessen zur Rückgewinnung von Rohstoffen in der Regel zerstört werden, ist das Energieeinsparpotential beim Wiederverkauf oder bei der Aufrüstung etwa 5-20 Mal größer als beim Recycling“ (Kuehr, Ruediger & Eric Williams (Hrsg.): Computers and the Environment: Understanding and Managing Their Impacts, Kluwer Academic Publishers, EcoEfficiency in Industry and Science Series, Dordrecht/NL, Oktober 2003, 300 Seiten).
Fazit: Willkommen in der Zukunft!
Generalüberholte Produkte sind daher eine besonders attraktive Option für Beschaffungsabteilungen, die einen verantwortungsvollen Beschaffungsansatz verfolgen und ihre Ausgaben optimieren möchten, ohne dabei Kompromisse bei der Qualität einzugehen.
Gegenständen mehrere Leben schenken, Abfälle reduzieren, die Kreislaufwirtschaft fördern: Das sind die neuen Aktionshebel eines verantwortungsbewussten Unternehmens.