Auf dem Fernsehkanal B SMART diskutieren drei Experten über nachhaltige Beschaffung. Diese grundlegende Bewegung hat sich im Zuge der Gesundheitskrise beschleunigt, was bedeutet, dass die Unternehmen die Erwartungen ihrer Kunden in diesem Bereich mehr denn je erfüllen und gleichzeitig den Verbrauchern die Fakten liefern müssen, die sie benötigen, um fundierte Entscheidungen zu treffen. Ein heikles Gleichgewicht, das die Idee des Preises selbst in Frage stellt.
Ein Wendepunkt für die nachhaltige Beschaffung
Die Idee der nachhaltigen Beschaffung ist zwar schon seit vielen Jahren auf dem Vormarsch, doch hat sich diese grundlegende Bewegung im Zuge der Gesundheitskrise beschleunigt. Die Anzeichen für einen Wandel mehren sich, da sich immer mehr Menschen dessen bewusst werden. So spricht Pierre-Olivier Brial, Geschäftsführer der Manutan-Gruppe, von „den großen [Investment-]Fonds, die ihr Vermögen aus der Kohlenstoffwirtschaft abziehen und in Unternehmen investieren, die sie für nachhaltiger halten“.
Die jährliche Umfrage von ObsAR bestätigt diesen Trend: Fast drei Viertel der befragten Unternehmen (darunter eine wachsende Zahl von KMU (Kleine und mittelgroße Unternehmen) und VSB (Sehr kleine Unternehmen)) haben eine nachhaltige Beschaffungspolitik eingeführt. Pierre Pelouzet, Präsident von ObsAR (der französischen Beobachtungsstelle für nachhaltiges Beschaffungswesen), vertritt einen offiziellen Standpunkt: „Wir können aus dieser Krise nicht so herauskommen, wie wir hineingegangen sind, denn wenn wir dieselben Reaktionen und Verhaltensweisen beibehalten, steuern wir auf eine Katastrophe zu“.
Kundenerwartungen an eine nachhaltige Beschaffung
Neben der Erfüllung gesetzlicher Auflagen und der Einhaltung der eigenen Überzeugungen setzen Unternehmen auf nachhaltige Beschaffung, um die Erwartungen ihrer Kunden zu erfüllen. Es ist eine Tatsache, dass die Endkunden, vor allem die jüngeren Generationen, immer aufmerksamer auf diese Themen reagieren.
Pierre-Olivier Brial sieht dieses Phänomen in den Ausschreibungen: „Der Abschnitt über CSR und insbesondere über nachhaltige Beschaffung ist viel ausführlicher und formalisierter“.
Bei Accorhotels ist die Beschaffungsabteilung bestrebt, Produkte und Dienstleistungen zu beschaffen, die nachhaltigen Kriterien entsprechen, und sie im gesamten Hotelnetz, das weltweit fast 5.000 Hotels umfasst, verfügbar zu machen. Die Marke ist bestrebt, wo immer möglich eine nachhaltige Auswahl anzubieten, wobei die Entscheidung letztlich beim Kunden liegt. In dieser Dynamik sieht Caroline Tissot, Group Chief Procurement Officer bei Accorhotels, „eine echte Bereitschaft der Kunden, uns bei der Verfolgung eines nachhaltigeren Ansatzes zu unterstützen“.
Die Hotelgruppe hat unter anderem eine Reihe von Initiativen umgesetzt, die von ihren Kunden sehr gut angenommen werden. So wird beispielsweise in allen Luxus-und Premium-Hotels in Frankreich ausschließlich Bio-Obst und -Gemüse verwendet. Und in allen Budget-Hotels in Europa wurden Miniseifen und Shampoos durch Pumpen ersetzt, um Plastikbehälter zu vermeiden.
Eine Notwendigkeit: Die Idee des Preises neu überdenken
Für die Referenten ist es unabdingbar, neu zu definieren, was der Preis der von Ihnen gekauften und verkauften Waren und Dienstleistungen beinhaltet, und alle Beteiligten für diesen Punkt zu sensibilisieren. Davon ist Pierre-Olivier Brial überzeugt: „Der Preis darf kein Faktor sein, der gegen eine nachhaltige Beschaffung spricht“.
So wie der Begriff der Gesamtkosten oder Total Cost of Ownership (TCO) nicht nur den Kaufpreis, sondern auch die Kosten für Anschaffung, Wartung, Nutzung, unzureichende Qualität usw. umfasst, sollten diese Gesamtkosten auch nachhaltige Kriterien (wie Umweltschutz, Abfallwirtschaft, Integration usw.) beinhalten.
Pierre Pelouzet ist von dieser Idee begeistert: „Auf diese Weise werden die Gesamtkosten neu bewertet, wir kaufen etwas, das einen Nutzwert, einen Umweltwert, einen Wert für soziale und gesellschaftliche Auswirkungen, einen Beschäftigungswert usw. hat. Nein, es ist nicht teurer, es ist einfach eine andere Qualität, eine andere Auswirkung, es hat einen Wert und das muss hervorgehoben werden“.
Unter diesem Gesichtspunkt kommt den Unternehmen eine Schlüsselrolle bei der Bewusstseinsbildung zu. Das fängt damit an, dass sie qualitativ hochwertige Produktinhalte anbieten und den Endverbraucher über alle Fakten aufklären, damit er beim Einkauf eine bewusste Entscheidung treffen kann. Pierre Pelouzet stimmt dem zu: „Es besteht ein Bedarf an Sichtbarkeit, an Klarheit, an ernsthafter Transparenz. Deshalb istdie Kennzeichnung so wichtig“.
Letztlich geht es den Unternehmen darum, das Bewusstsein und die Kenntnisse ihrer Kunden zu verbessern, damit sie in Kenntnis der Sachlage einkaufen können. Denn die eigentliche Frage lautet: „Wird mein Produkt oder meine Dienstleistung, so verantwortungsvoll und ethisch einwandfrei sie auch sein mag, von den Kunden tatsächlich gekauft?“