In einer Zeit der ökologischen Krise und globalen Erwärmung müssen sich die Unternehmen und ihre Führungskräfte der wachsenden Herausforderungen bewusst werden und sich darauf vorbereiten, Teil der Lösung zu sein. Es ist an der Zeit, die mit ihrer Tätigkeit verbundenen Umweltauswirkungen möglichst effektiv zu verringern. Dies setzt einen methodischen Ansatz in der gesamten Unternehmensorganisation voraus, angefangen bei der Beschaffungsstrategie.
Umweltauswirkungen: Definition
Unter Umweltauswirkungen versteht man alle qualitativen, quantitativen oder funktionellen Veränderungen der Umwelt, die durch ein Projekt, einen Organismus oder ein Produkt während seines Lebenszyklus verursacht werden.
Die Auswirkungen auf die Umwelt sind vielfältig und können verschiedene Ursachen haben:
Klimawandel (Treibhausgasemissionen usw.);
Verknappung der natürlichen Ressourcen (Rohstoffe, Energie usw.);
Verschmutzung von Luft, Wasser, Boden usw.
Bedrohung der biologischen Vielfalt (Auswirkungen auf Fauna, Flora usw.).
Jede Tätigkeit, jedes Projekt oder Produkt hat Auswirkungen auf die Umwelt! So benötigt beispielsweise jedes Handelsgut Rohstoffe und Energie für die Herstellung, die Verpackung und den Transport, selbst wenn es aufgearbeitet und/oder aus recyceltem Material hergestellt wird. Das ist unbestreitbar.
Die unternehmerische Herausforderung besteht darin, die negativen Auswirkungen der Aktivitäten auf die Umwelt und die menschliche Gesundheit zu minimieren oder sogar die positiven Auswirkungen zu maximieren (Regeneration des Bodens, Erhöhung der Artenvielfalt usw.).
Wie misst man die Umweltauswirkungen der Beschaffung?
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Umweltauswirkungen eines Unternehmens zu messen. Während für Organisationen Umweltverträglichkeitsprüfungen das wichtigste Instrument sind, sind für die Beschaffungsabteilungen andere Methoden besonders wichtig. Dazu gehören Carbon Footprinting (deutsch: Bilanzierung von Treibhausgasemissionen) sowie die Bewertung des Lebenszyklus und der Lebenszykluskosten von Produkten. Sie alle stützen sich auf die internationale Norm ISO 14001 für das Umweltmanagement.
ISO 14001 ist eine freiwillige internationale Norm für ein besseres Management der Umweltauswirkungen eines Unternehmens. Diese Norm definiert die Kriterien für ein wirksames Umweltmanagementsystem und kann zur Zertifizierung führen.
Carbon Footprinting
Carbon Footprinting besteht darin, die von einer Organisation in einem bestimmten Zeitraum erzeugten Treibhausgasemissionen zu messen, ihre Quellen zu ermitteln und sie zu kategorisieren (Scope 1, 2 und 3). Auf der Grundlage dieser Bewertung kann das Unternehmen Maßnahmen zur Verringerung seiner Kohlenstoffbilanz festlegen. Anders als dieser Begriff vermuten lässt, geht diese Analyse weit über die Kohlendioxidemissionen hinaus und umfasst alle anderen Treibhausgase: Methan, Stickstoffoxid, Ozon usw.
Dieser Ansatz wird den Dekarbonisierungszielen der Unternehmen gerecht. Viele haben sich an den Zielen des Pariser Abkommens ausgerichtet, welches die Verwirklichung der Klimaneutralität bis 2050 anstrebt. Die Beschaffungsabteilungen sind besonders an der Verringerung der Scope-3-Emissionen beteiligt, also der indirekten Treibhausgasemissionen (hauptsächlich von Lieferanten), die 80 bis 90% der Gesamtemissionen eines Unternehmens ausmachen (McKinsey & Company, Buying into a more sustainable value chain, 2021).
Lebenszyklusanalyse
Die Lebenszyklusanalyse (englisch: Life Cycle Assessment, LCA) zielt darauf ab, die Auswirkungen eines Produkts oder einer Dienstleistung auf die Umwelt in allen Phasen des Lebenszyklus zu analysieren. Dies reicht von der Rohstoffgewinnung über die Herstellung, den Vertrieb und die Nutzung bis hin zum Ende der Lebensdauer. Dieser Ansatz erleichtert letztlich das Ökodesign und die Produktausbeute.
Die Lebenszyklusanalyse ermöglicht es den Beschaffungsabteilungen, relevante Vergleiche zwischen verschiedenen Produkten und/oder Dienstleistungen innerhalb derselben Kategorie anzustellen und so fundierte Entscheidungen zu treffen. Einkäufer können diese konsequente Methodik nutzen, um ihre nachhaltige Beschaffungspolitik zu unterstützen.
Lebenszykluskosten
Die Lebenszykluskosten (englisch: Life Cycle Cost, LCC) ermöglichen die Bewertung aller mit einem Produkt oder einer Dienstleistung verbundenen Kosten, vom Entwurf bis zum Ende der Lebensdauer. Diese Methode geht weit über den Anschaffungspreis hinaus, da sie sowohl die direkten Kosten (Wartung, Reparatur usw.) als auch die externen Umweltkosten einbezieht. Letztere stellen indirekte finanzielle Auswirkungen auf die Gesellschaft und die Umwelt dar, die nicht immer leicht zu quantifizieren sind.
Auf diese Weise können die Beschaffungsabteilungen die tatsächlichen Kosten eines Produkts oder einer Dienstleistung als Ganzes bewerten. Sie können sich dann für Produkte entscheiden, die zwar scheinbar teurer sind, aber in Bezug auf die Rentabilität und die langfristigen Umweltauswirkungen eine bessere Alternative darstellen.
Die Bedeutung des Aufbaus strategischer Partnerschaften
Um ihre Umweltauswirkungen auf effiziente Weise zu verringern, ist es zwingend erforderlich, dass die Unternehmen diese Strategie in ihrer gesamten Wertschöpfungskette anwenden. Dies erfordert zwangsläufig die Auswahl von Geschäftspartnern, die sich zur ökologischen Nachhaltigkeit verpflichtet haben, d.h. Lieferanten, Subunternehmer und andere Dienstleister.
Solche strategischen Partnerschaften sind eine starke Triebkraft, um die Entwicklung eines nachhaltigen Beschaffungskonzepts zu beschleunigen. Sie gehen über wirtschaftliche Interessen hinaus und fördern den Austausch von Wissen und bewährten Verfahren, z.B. den Einsatz erneuerbarer Energien gegenüber fossilen Brennstoffen oder ein besseres Abfallmanagement. Sie sind echte Brutstätten für innovative Ideen und ermöglichen die Erforschung neuer Ansätze, Technologien und Methoden für einen besseren Umweltschutz. Durch diese Zusammenarbeit können die Unternehmen Lösungen und Geschäftsmodelle entwickeln, die im Einklang mit einer nachhaltigen Entwicklung stehen. Dies kann sogar so weit gehen, dass sie Einfluss auf die öffentliche Politik nehmen und damit die Wirkung ihres kollektiven Handelns über die eigenen Unternehmensgrenzen hinaus verstärken.
Eine auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Unternehmenskultur
Der Aufbau einer auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Unternehmenskultur ist eine weitere Voraussetzung für die wirksame Verringerung der Umweltauswirkungen eines Unternehmens. Die Initiative muss zwar von der Geschäftsleitung ausgehen, doch es sind die Mitarbeiter, die diesen Ansatz umsetzen. Die Sensibilisierung und Schulung der Mitarbeiter sind daher die Eckpfeiler für die Einführung einer solchen Unternehmenskultur. Ziel ist es, das Bewusstsein für aktuelle Umweltfragen und konkrete Maßnahmen zu schärfen.
Aus Sicht des Beschaffungswesens ist eine spezielle Schulung zur nachhaltigen Beschaffung unerlässlich, um die Mitarbeiter mit den notwendigen Fähigkeiten auszustatten. So sind sie in der Lage, auf geeignete Methoden zurückzugreifen, Lieferanten auszuwählen, die mit diesen Verpflichtungen übereinstimmen, und Nachhaltigkeit in jede Phase des Beschaffungsprozesses zu integrieren.
Durch die Einbeziehung der Nachhaltigkeit in ihre Beschaffungsstrategie können Unternehmen nicht nur ihre Auswirkungen auf die Umwelt minimieren, sondern auch ihre betriebliche Effizienz verbessern und ihr Markenimage stärken. Dies ist ein konkretes Bekenntnis zu ihrem ökologischen Wandel und einer nachhaltigeren Zukunft für alle.