Da sich die globalen Lieferketten als immer länger, komplexer und unsicherer erweisen, wird die Sicherung der Versorgung zu einer wichtigen Herausforderung in Unternehmen. Dies gilt umso mehr für bestimmte Wirtschaftszweige, die von den jüngsten geopolitischen Spannungen besonders betroffen sind. Diese Unternehmen haben dann ein großes Interesse daran, ihre Strategie der lokalen Beschaffung neu auszurichten, und zwar in allen Einkaufskategorien.
Eine angespannte und unsichere Lage
Nach der Gesundheitskrise ist es nun der bewaffnete Konflikt zwischen Russland und der Ukraine, der die globalen Lieferketten weiter schwächt. Diese Nationen spielen weltweit eine Schlüsselrolle in den Bereichen Energie, Industrie und Lebensmittelverarbeitung, ganz abgesehen davon, dass durch diese Länder bislang große Logistikströme führten. Dies machte sich durch einen verstärkten Preisdruck und Schwierigkeiten bei der Verfügbarkeit einiger strategischer Rohstoffe (Gas, Aluminium, Kupfer, Nickel, Weizen usw.) bemerkbar, die diese beiden Länder produzieren.
Für die Unternehmen bedeutete diese Ungewissheit und die Konfliktlage, dass sie dringend für mehr Transparenz in ihrer Lieferkette sorgen mussten. Abhängig von der geografischen Lage ihrer Lieferanten, ihrer Warenströme und Kunden galt es Risiken zu bewerten, um die notwendigen Anpassungen vorzunehmen.
So sahen sich einige Akteure veranlasst, die lokale Beschaffung zu bevorzugen, d.h. zu Lieferanten im eigenen Land oder in Nachbarländern zu wechseln. Dies ist eine gewinnbringende Strategie, da sie Sicherheit, Zuverlässigkeit und Qualität der Ausrüstung gewährleistet, indem in sicherere Lieferketten investiert wird. So kann man sich von geopolitischen Unwägbarkeiten und komplexen logistischen Zwängen lösen und die Widerstandsfähigkeit der Lieferkette erhöhen.
In ihrem jüngsten Barometer für Supply-Chain-Risiken weist die Unternehmensberatung Kyu Associés darauf hin, dass eine große Mehrheit der globalen Unternehmen das "Dual Sourcing" bei kritischen Komponenten erhöhen möchte. In der Verteidigungs-, Luftfahrt- und Automobilbranche sind es sogar 73% der Befragten. Darüber hinaus äußern 54% der Unternehmen ihre Absicht, lokale Quellen zu erschließen und sich dabei auf Regionen zu konzentrieren, die geografisch in der Nähe ihrer Produktions- und Betriebsstätten liegen.
Lokale Beschaffung als mögliche Lösung
Vor diesem Hintergrund haben die Unternehmen begonnen, ihre Strategien zu überdenken, um ihren Bedarf auf allen Ebenen im Inland zu decken. Dies dient vor allem dazu, Risiken zu mindern, insbesondere solche, die mit Störungen in der Lieferkette und höheren Kosten verbunden sind.
Stärkung der Lieferkette
Geopolitische Spannungen, Rohstoffknappheit, Lieferschwierigkeiten, Arbeitskräftemangel... Es gibt viele Störungen in der Lieferkette, die den Unternehmen erheblichen Schaden zufügen. Dies kann zu teuren Produktionsverzögerungen führen oder die Auslieferung der fertigen Produkte gefährden. Letztendlich wirkt sich dies negativ auf ihre finanzielle Situation (Umsatz, Cashflow), ihre Kundschaft oder auch ihre Reputation aus. Wenn Unternehmen sich für lokale Lieferanten entscheiden, verkürzen und sichern sie die Lieferkette und verringern so einen Teil dieser Risiken.
Bewältigung der Inflation
Die Inflation betrifft die Rohstoffe, aber auch den Versand der Waren. In dieser Hinsicht setzt sich der historische Preisanstieg im internationalen Güterverkehr fort, insbesondere im Seeverkehr. Seit Ende 2020 sind die Kosten für Containertransporte je nach Strecke auf das Fünf- bis Zehnfache gestiegen. Viele Unternehmen sehen einen Hebel für Einsparungen in den Kosten für den Versand der Waren. Indem sie sich für lokale Bezugsquellen entscheiden, können sie einige dieser Kosten reduzieren oder sogar ganz vermeiden.
Weitere Vorteile der lokalen Beschaffung
Eine auf lokale Beschaffung ausgerichtete Strategie bietet jedoch noch viele weitere Vorteile, von einer besseren Kontrolle der Lieferanten bis hin zur Entwicklung des eigenen Ökosystems.
Kontrolle verstärken
Durch die Wahl von Lieferanten in geografischer Nähe zu ihrer Produktionsstätte erhalten die Unternehmen außerdem mehr Kontrolle. Denn so können sich die Partner persönlich treffen und sich leichter über Prozesse, aber auch über die Qualität von Produkten und Dienstleistungen austauschen, um so die Geschäftsbeziehung zu festigen.
Innovation vorantreiben
Die lokale Beschaffung fördert langfristig die Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit. Die Unternehmen können eng mit ihren lokalen Lieferanten zusammenarbeiten, um neue Technologien zu entwickeln, bestehende Produkte zu verbessern und ihre Wettbewerbsposition auf dem Markt zu stärken.
Wettbewerbsfähigkeit erhöhen
Durch ein Netzwerk lokaler Lieferanten verbessern die Unternehmen ihre Lead Time. Mit anderen Worten: Sie können ihre Bestände schneller als die Konkurrenz auffüllen. Damit sind sie in der Lage, ihre eigenen Durchlaufzeiten zu verkürzen und so ihre eigenen Kunden schneller zu beliefern. Dies verschafft ihnen einen klaren Wettbewerbsvorteil.
Besser auf die Bedürfnisse reagieren
Die lokale Beschaffung verhilft den Unternehmen auch zu größerer betrieblicher Flexibilität. Der Bedarf an Ausstattung kann sich als Reaktion auf Veränderungen in der geopolitischen Landschaft oder auf Kundenanforderungen schnell ändern. In solchen Fällen sind lokale Anbieter eher in der Lage, dringende und spezifische Bedürfnisse zu erfüllen, da sie schneller reagieren und liefern können.
Das lokale Ökosystem unterstützen
Durch die Verlagerung ihrer Einkäufe tragen die Unternehmen auch zur Stärkung ihres Ökosystems und zur Stimulierung der Branchen bei. Das belebt die lokale Wirtschaft, schafft Arbeitsplätze und Mehrwert, sorgt für höhere Löhne und Gehälter usw. Es fördert die Entwicklung der gesamten lokalen Gemeinschaft, Unternehmen und Einwohner.
Umweltauswirkungen verringern
Da sich durch die lokale Beschaffung die Transportwege der Waren verkürzen, hat dies auch positive Auswirkungen auf die Umwelt. Die Unternehmen senken de facto die Treibhausgasemissionen im Zusammenhang mit dem Transport ihrer Waren (Scope 3). Dies ist eine effektive Möglichkeit, den eigenen CO2-Fußabdruck und den Kraftstoffverbrauch zu reduzieren.
Der Güterverkehr (Lkw, Flugzeuge, Schiffe und Züge) verursacht 8% der weltweiten Treibhausgasemissionen und bis zu 11%, wenn man Lagerhäuser und Häfen miteinbezieht.
Die lokale Beschaffung erweist sich daher für die Unternehmen, die unter den aktuellen Krisen leiden, als eine gewinnbringende Strategie. Es ist eine wirksame und nachhaltige Lösung, um Risiken in der Lieferkette und steigende Kosten zu mindern und gleichzeitig ihre Marktposition zu stärken.
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