Was ist ein veraltetes Produkt?

Nachhaltige Arbeitsplätze und Unternehmen
Finden Sie heraus, was ein veraltetes Produkt ist und welchen Platz es in einem Unternehmen im Sinne der Kreislaufwirtschaft einnehmen sollte.

Angesichts der ökologischen Herausforderungen ist in der Wirtschaft ein Paradigmenwechsel zu beobachten. Als Gegenentwurf zur Wegwerfkultur setzt sich die Kreislaufwirtschaft durch, um Ressourcen zu erhalten und den Abfall zu reduzieren. Das bedeutet, dass gründlich über die ökologische Gestaltung von Produkten und deren Lebenszyklus nachgedacht werden muss. Wann gilt ein Produkt als veraltet? Was soll mit ihm geschehen, wenn es an Wert verliert? All dies sind Fragen, die sich Unternehmen im Rahmen ihrer Corporate Social Responsibility (CSR) stellen müssen.

Obsoleszenz oder auch Veralterung – ein Phänomen mit zwei Gesichtern

Ein Produkt gilt als „veraltet“, wenn es seine Gebrauchstauglichkeit verliert, auch wenn es noch in gutem Zustand ist. Kevin Boissie, Experte für Obsoleszenz-Engineering bei Valeo, weist darauf hin: „Obsoleszenz ist ein Zustand und die Folge eines Ereignisses, das sich direkt auf die Nutzung, den Nutzen, den Betrieb auswirkt und/oder ein Produkt verändert oder unbrauchbar macht.“

Obsoleszenz wird im Allgemeinen in zwei Arten unterteilt:

  • Funktionale Obsoleszenz bezieht sich auf ein Produkt, welches aus technischer, rechtlicher und/oder wirtschaftlicher Sicht nicht mehr für den vorgesehenen Zweck geeignet ist. Dies kann z.B. in Form von Inkompatibilität bei neuen Geräten der Fall sein.

  • Evolutionäre Obsoleszenz bezieht sich auf ein Produkt, welches nicht mehr den Wünschen der Verbraucher entspricht. Sie wird gemeinhin als „Modeerscheinung“ bezeichnet und tritt auf, wenn neue Produkte auf den Markt kommen.

Dieses Phänomen hat nicht nur erhebliche wirtschaftliche Auswirkungen, da es die Verbraucher dazu veranlasst, immer wieder ähnliche Produkte nachzukaufen, sondern aufgrund der dabei anfallenden riesigen Abfallmengen auch Auswirkungen auf die Umwelt.

Ist ein Telefon nach 5 Jahren veraltet?

Beim Technologieriesen Apple beispielsweise gilt ein Modell als veraltet, wenn es seit mehr als sieben Jahren nicht mehr auf dem Markt ist. Modelle, die seit mehr als fünf Jahren (aber weniger als sieben Jahren) nicht mehr auf dem Markt sind, werden als alte Produkte bezeichnet.

In Europa unterscheiden die Geschäfte jedoch nicht zwischen alten und veralteten Modellen. Mit anderen Worten: Die Liste der Produkte, die seit fünf Jahren im Umlauf sind, gilt als veraltet. Die Apple Stores bieten für diese Produkte bis auf wenige Ausnahmen keine Hardwarereparaturen oder Ersatzteile mehr an. Ein Hersteller hat also offensichtlich die Möglichkeit, die Veralterung eines Produkts durch seine Entscheidungen bezüglich der Reparatur und der Aufrechterhaltung des Funktionszustands zu „erzwingen“.

Dieses Beispiel erinnert daran, wie notwendig es ist, die Lebensdauer dieser Produkte zu verlängern, obwohl sie abgeschrieben sind. Dies gilt umso mehr für Elektro- und Elektronikgeräte, welche die Umwelt stark belasten.

Obsoleszenz ist kein Selbstzweck!

Das heißt aber nicht, dass Sie Ihre alten elektronischen Produkte wegwerfen sollten! Ein veraltetes oder altes Produkt kann mit neuen Updates weiter funktionieren oder auch an andere Marktteilnehmer weitergegeben werden, die es wiederum reparieren und aufbereiten, um seine Nutzungsdauer zu verlängern. Wenn man bedenkt, dass die Herstellung eines Computers im Durchschnitt 80-mal mehr CO2-Äquivalente ausstößt als die Energie, die während eines Jahres der Nutzung verbraucht wird, scheint es von entscheidender Bedeutung zu sein, seine Nutzung zu maximieren.

Die Verlängerung der Lebensdauer der hergestellten Produkte ist unerlässlich, wenn wir den CO2-Fußabdruck unseres Lebensstils verringern wollen. Sie ist sogar einer der wichtigsten Hebel, um die Auswirkungen auf die Umwelt signifikant zu verringern. Das gilt für Fahrzeuge, Textilien und Möbel ebenso wie für elektronische Geräte.

Auch die öffentliche Meinung bewegt sich in diese Richtung. Laut einer Eurobarometer-Umfrage sind 79% der Europäer der Meinung, dass die Hersteller verpflichtet werden sollten, die Reparatur von elektronischen Geräten oder den Austausch von Teilen zu erleichtern. Aber das ist noch nicht alles: 77% der Befragten würden dieselben Geräte lieber reparieren lassen als sie auszutauschen.

Die Unternehmen können dies auf verschiedene Weise angehen. Sie haben die Möglichkeit, Produkte, die sie nicht mehr verwenden, zu spenden, weiterzuverkaufen oder zu recyceln, ebenso wie sie die Möglichkeit haben, beispielsweise generalüberholte oder upgecycelte Produkte zu kaufen. Heute können sie sich an anerkannte Akteure auf dem Markt wenden, welche für jede dieser Optionen zuverlässige, schlüsselfertige Dienstleistungen anbieten.

Die Regulierung in diesem Bereich beschleunigt sich

Es gibt immer mehr Vorschriften zur Bekämpfung der Produktveralterung. Didier Reynders, EU-Kommissar für Justiz, erklärt: „Wenn wir nicht anfangen, nachhaltiger zu konsumieren, werden wir unsere Ziele des Green Deal for Europe nicht erreichen - so einfach ist das. Die meisten Verbraucher sind zwar bereit, ihren Teil beizutragen, aber wir beobachten auch eine Zunahme von ‚Greenwashing‘ und vorzeitiger Obsoleszenz. Wenn die Verbraucher den ökologischen Wandel wirklich unterstützen wollen, müssen sie Zugang zu hilfreichen Informationen haben, um nachhaltige Entscheidungen treffen zu können. Außerdem müssen sie vor unlauteren Geschäftspraktiken geschützt werden, die ihr Interesse an umweltfreundlichen Produkten missbrauchen.“

Index der Reparierbarkeit

Wie einige andere Länder hat auch die Europäische Kommission ihre Absicht angekündigt, Smartphones und Tablets nach ihrer Energieeffizienz und Reparierbarkeit zu kennzeichnen. Das derzeit in Prüfung befindliche Projekt zielt darauf ab, einen Nachhaltigkeitsindex einzuführen, der sowohl die Qualität der Akkus als auch die allgemeine Widerstandsfähigkeit berücksichtigt.

Ersatzteile

Seit dem 1. März 2021 sind europäische Hersteller verpflichtet, Ersatzteile für bestimmte Elektrogeräte (Kühlschränke, Waschmaschinen, Wäschetrockner, Geschirrspüler usw.) über einen längeren Zeitraum und zu einem angemessenen Preis zur Verfügung zu stellen.

Gleichzeitig haben die Abgeordneten des Europäischen Parlaments das Recht auf Reparatur als Priorität definiert und beabsichtigen, den Rechtsrahmen zu erweitern, um die Systematisierung und Kosteneffizienz von Reparaturen zu fördern.

Verbraucher, Händler oder Hersteller müssen alle ihren Beitrag zur Kreislaufwirtschaft leisten, indem sie die Veralterung von Produkten so lange wie möglich hinauszögern. Auch für die Beschaffungsabteilungen ist dies ein wichtiger Bereich, den sie bei der Berechnung der Gesamtbetriebskosten (TCO) der eingekauften Waren und Dienstleistungen im Hinblick auf einen nachhaltigen Konsum und die Optimierung der Ausgaben berücksichtigen sollten.

Für weitere Informationen laden Sie unser Whitepaper „Einkaufspolitik und CSR“ herunter.

Manutan hilft Ihnen gerne weiter

Sie haben Fragen, Wünsche oder Anregungen?

Der Manutan-Helpdesk steht Ihnen jederzeit mit zusätzlichen Informationen und maßgeschneiderten Ratschlägen zur Verfügung. Geben Sie einfach Ihre Daten ein und senden Sie uns Ihre Frage. Wir helfen Ihnen so schnell wie möglich. Ihr Manutan-Team

Name
Name der Firma
Kontakt
Whitepaper

Beschaffung und CSR-Politik

Whitepaper herunterladen

AUTOR

author image
Manutan DeutschlandVerfasst am 14. Juni 2023

Haben Sie Fragen? Zögern Sie nicht, uns zu kontaktieren!

Kontaktinformationen

VERWANDTE BEITRÄGE