Unternehmen und Menschen sind gleichermaßen von den natürlichen Ressourcen der Erde (Wasser, Böden usw.) und den Ökosystemdienstleistungen abhängig („Ökosystemdienstleistungen sind die vielfältigen Vorteile, welche die Gesellschaft aus der Natur bezieht.“). All dies wird unter dem Begriff „Naturkapital“ zusammengefasst. Heute geht es mehr denn je darum, dieses Naturkapital in die gesellschaftlichen Belange, aber auch in das Wirtschaftsmodell der Unternehmen zu integrieren. Was muss man über das Naturkapital wissen und warum sollten sich Unternehmen damit befassen?
Naturkapital, was ist das?
Der Begriff „Naturkapital“ bezeichnet die Schätzung des Wertes aller natürlichen Ressourcen, die der Mensch zur Herstellung von Waren oder Dienstleistungen nutzt oder ausbeutet.
Das Naturkapital umfasst zahlreiche Elemente:
Wälder;
Böden;
Erdöl;
Pflanzenarten;
Tierarten;
Mineralien;
Wasser;
Luft usw.
Ökosysteme und Ökosystemdienstleistungen wie die Bestäubung von Kulturpflanzen oder die Regulierung des Klimas sind ebenfalls Teil des Naturkapitals.
Mit der Übernutzung und Überausbeutung dieser Ressourcen stellt sich die Problematik ihrer Nutzung. Laut einer Echtzeit-Schätzung würden heute fast 1,8 Erden benötigt, um die vom Menschen verbrauchten Ressourcen bereitzustellen und seinen Abfall aufzunehmen. Vor diesem Hintergrund ist eine Beibehaltung des aktuellen Produktionssystems kaum hinnehmbar.
So wurde das Konzept des Naturkapitals geschaffen, um die Bedeutung der Erhaltung und nachhaltigen Bewirtschaftung der natürlichen Ressourcen in der globalen Wirtschaft herauszustellen. Es sollte daher genauso wie Humankapital, Produktivkapital usw. in die Liste des Kapitals eines Unternehmens aufgenommen werden.
Unternehmen und Naturkapital: Warum sollte man sich damit befassen?
Die Achtung des Naturkapitals ist ein wichtiger Aspekt bei der verantwortungsvollen Unternehmensführung und der nachhaltigen wirtschaftlichen Leistung von Unternehmen. Es gibt viele Gründe, die sie dazu motivieren können, das Naturkapital in ihre Strategie einzubeziehen.
1 – Begrenzte natürliche Ressourcen
Die natürlichen Ressourcen werden immer weniger und ihr Preis steigt entsprechend. Unternehmen, die sie als Rohstoffe verwenden, laufen daher Gefahr, dass ihre Kosten steigen. Um ihre Wirtschaftstätigkeit nicht zu gefährden, besteht die Lösung darin, diese natürlichen Ressourcen nachhaltig zu bewirtschaften.
2 – Ökonomische Nachhaltigkeit
Genau wie der Mensch sind auch Unternehmen und Industrien von Ökosystemdienstleistungen abhängig. Ohne sie ist keine wirtschaftliche Entwicklung möglich. Um ökonomische Nachhaltigkeit zu gewährleisten, dürfen sie nicht zerstört oder übermäßig ausgebeutet werden. Ein Unternehmen, welches diese Überlegungen einbezieht, kann sich leichter an veränderte Umweltbedingungen anpassen.
3 – Starke Bedenken der Interessengruppen
Heute interessieren sich Verbraucher, Partner und Interessengruppen mehr denn je dafür, was Unternehmen für Nachhaltigkeit und den Erhalt der Umwelt tun. Einige Unternehmen, welche das Naturkapital in den Mittelpunkt ihres Handelns stellen, verzeichnen heute ein rasantes Wachstum. Sie heben sich von der Konkurrenz ab, indem sie ihr Markenimage verbessern und zunehmend Investoren anziehen, welche sich für Umweltbelange interessieren.
Die Umsetzung einer Strategie der nachhaltigen Beschaffung ist ebenfalls ein wirksames Mittel, um diesen Forderungen gerecht zu werden.
4 – Die Einhaltung von Vorschriften
Die Berücksichtigung des Naturkapitals ist neben den direkten Vorteilen, welche dies für das Unternehmen und die Natur bietet, auch eine gesetzliche Verpflichtung. Die Vorschriften im Bereich der Nachhaltigkeit werden zunehmend verschärft. Unternehmen, die die Auswirkungen ihrer Geschäftstätigkeit auf das Naturkapital nicht berücksichtigen, müssen unter Umständen mit hohen Kosten für die Einhaltung von Vorschriften und mit Gerichtsverfahren rechnen.
Die Achtung des Naturkapitals zählt zu den Werten von CSR als einem strategischen Hebel für Unternehmen.
Welche Herausforderungen sind mit dem Naturkapital für die Wirtschaft verbunden?
Die wirtschaftliche Tätigkeit eines Unternehmens hängt weitgehend von den natürlichen Ressourcen des Planeten und damit vom Naturkapital ab. Dieses wird jedoch immer schneller aufgebraucht. Im Laufe der letzten 50 Jahre wurde die Umwelt durch diese Zerstörung des Naturkapitals gefährdet. Verschmutzung von Luft, Wasser und Boden, Rückgang von Waldflächen und der biologischen Vielfalt, Treibhausgasemissionen, Klimawandel usw. sind nur einige der schwerwiegenden Folgen solcher Verbrauchs- und Produktionsmuster.
Es gibt jedoch spezifische Maßnahmen, die Unternehmen ergreifen können, um diesen Trend umzukehren. Sie fördern nicht nur die nachhaltige Entwicklung, sondern stellen für die meisten auch eine nicht unerhebliche positive Investitionsrendite dar.
Wie einer McKinsey-Studie zu entnehmen ist, trägt die Landwirtschaft zwar am meisten zur Überschreitung der planetaren Grenzwerte bei, doch auch der Einzelhandel und der Dienstleistungssektor haben großen Einfluss auf die Natur. So sollen beispielsweise 77% der Verschmutzung durch Chemikalien und Plastik auf ihr Konto gehen.
Der Energiesektor und die Industrie wiederum sind die Hauptverursacher von Treibhausgasemissionen, welche für den Klimawandel verantwortlich sind.
Ebenfalls laut dieser McKinsey-Studie könnten die Maßnahmen der Unternehmen diese Zerstörung begrenzen und dazu beitragen, dass sich das Naturkapital bis 2050 wieder erholt.
Welche Beziehungen bestehen zwischen Naturkapital und Wachstum?
Naturkapital und Wachstum stehen in einer komplexen Beziehung zueinander. Da das Naturkapital Rohstoffe und Ökosystemdienstleistungen bereitstellt, welche für die Produktion nützlich sind, gilt es als Triebkraft des Wirtschaftswachstums.
Andererseits kann das Wachstum eines Unternehmens negative Auswirkungen auf das Naturkapital haben. Die Gründe hierfür sind:
Die Überausbeutung der natürlichen Ressourcen;
Die Zerstörung natürlicher Lebensräume;
Die dadurch bedingte Umweltverschmutzung;
Der Rückgang der Biodiversität;
usw.
Ohne ein richtiges und kontrolliertes Management dieser Auswirkungen ist die Entwicklung eines Unternehmens angesichts der damit verbundenen hohen Kosten auf lange Sicht gefährdet.
Die Lösung, um nachhaltiges Wirtschaftswachstum und die Achtung des Naturkapitals in Einklang zu bringen, liegt in einem Gleichgewicht zwischen der Nutzung und der Erhaltung natürlicher Ressourcen, wie z.B. der Umsetzung einer verantwortungsvollen Beschaffungspolitik.
Wie kann ein Unternehmen das Naturkapital erhalten?
Den Unternehmen stehen für den Erhalt des Naturkapitals zahlreiche Lösungen zur Verfügung. Dazu zählen:
Die Einführung neuer Liefermodelle;
Das Recycling von Materialien;
Die Entwicklung von Herstellungstechniken mit geringerem Wasserverbrauch;
Die Verringerung der Menge an Plastik in Verpackungen;
Die Verwendung von biologisch abbaubarem Kunststoff;
Die Umstellung auf Solar- und Windenergie.
Doch bevor ein Unternehmen blind loslegt, sollte es sich eine Strategie überlegen, die wirklich im Einklang mit dem Naturkapital steht und seinen Betrieb langfristig sichert. Mithilfe der folgenden vier Schritte lassen sich diese Überlegungen gliedern:
Die Auswirkungen der eigenen Tätigkeit auf die Natur bewerten;
Identifizieren, welche Lösungen die Auswirkungen auf die Umwelt verringern und gleichzeitig die wirtschaftliche Leistung des Unternehmens verbessern könnten;
Ziele setzen, eine Reihe von Maßnahmen festlegen und diese durch breiter angelegte Initiativen ergänzen;
Den Fortschritt in Bezug auf die Ziele nachverfolgen.
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