Angesichts des klimatischen und ökologischen Notstands findet ein Wandel des kollektives Bewusstsein statt. Vor dem Hintergrund des europäischen „Green Deals“ kommt den Unternehmen eine wichtige Rolle zu, wenn es darum geht, zum Ziel der Kohlenstoffneutralität bis 2050 beizutragen. Die Unternehmen können durch die Nutzung ihrer Ressourcen auf dem Weg zu einer sauberen, kreislauforientierten Wirtschaft handeln. In diesem Zusammenhang spielt das Beschaffungswesen eine wichtige Rolle, indem es sich für die Wiederverwendung entscheidet, d.h. den Kauf von gebrauchten Gegenständen bevorzugt. Eine besonders weit verbreitete Lösung ist der Kauf von generalüberholten Produkten, angefangen bei Computerausrüstung und Telefonie.
Wiederverwendung wird von Eurostats definiert als „jedes Verfahren, bei dem Produkte oder Komponenten, die keine Abfälle sind, für denselben Zweck wiederverwendet werden, für den sie konzipiert wurden“.
Der Boom von „Second Hand“
Aus ökologischer Sicht boomt der Secondhand-Markt weltweit. Diese neuen Formen des Konsums, die den Kreislaufgedanken gegenüber der Linearität bevorzugen, hält auch Einzug in die Beschaffungsfunktion. Dies erklärt sich dadurch, dass gebrauchte Gegenstände wirtschaftliche und ökologische Aspekte miteinander in Einklang bringen, die für Organisationen von großem Interesse sind. So kann ein Produkt zu einem niedrigeren Preis erworben und gleichzeitig seine Lebensdauer verlängert werden. Dies fördert einen geringeren Kohlenstoffverbrauch und verringert somit die Umweltauswirkungen von Unternehmenskäufen.
Natürlich bleibt der Gebrauchtmarkt komplementär zum neuen Markt, der immer innovativere und effizientere Produkte bietet. Schließlich ist das Gleichgewicht zwischen diesen beiden Welten der Schlüssel. Auf diese Weise wird der Lebenszyklus von Gegenständen umfangreicher: Ein neues Produkt kann leicht den Weg der Wiederverwendung einschlagen, ohne seinen Gebrauchswert zu verlieren, bis es recycelt wird.
Gebrauchte Objekte vs. wiederaufbereitete Produkte
In der Welt der Gebrauchtwaren können zwei Hauptkategorien unterschieden werden:
Gebrauchte Produkte werden nicht von einem Fachmann kontrolliert oder getestet und haben im Allgemeinen keine Garantie. Meistens handelt es sich um Produkte, die von Privatpersonen verkauft werden.
Wiederaufbereitete Produkte sind Produkte, denen ein Gewerbetreibender ein zweites Leben schenkt. Sie werden von Fachleuten geprüft, aufgearbeitet und neu verpackt. Sie haben eine Garantie, die je nach Verkäufer unterschiedlich lang ist.
Obwohl die wiederaufbereiteten Produkte voll funktionsfähig sind, sind sie nicht alle in gleichem Zustand. Damit die Kunden dies beurteilen können, werden die Produkte in der Regel nach Güteklassen klassifiziert:
Klasse 1: Das Produkt ist in ausgezeichnetem Zustand. Es hat keine Gebrauchsspuren, es ist wie neu.
Klasse 2: Das Produkt ist in sehr gutem Zustand, mit leichten Gebrauchsspuren wie Mikrokratzern.
Klasse 3: Das Produkt ist in gutem Zustand mit einigen Gebrauchsspuren (Kratzer, Schrammen, Stöße, etc.).
Die großen Favoriten der wiederaufbereiteten Produkte
Auf dem Markt für wiederaufbereitete Produkte finden wir hauptsächlich Computerausrüstung und Telefonie, aller Marken: Computer, Smartphones, Tablets, diverses Zubehör usw. Diese Produkte sind die Hauptquelle des globalen digitalen Einflusses (Quelle: GreenIT.fr, Ökologischer Fußabdruck der digitalen Welt, 2019)!
Es handelt sich um einen besonders gut strukturierten Sektor, in dem in den letzten Jahren zahlreiche Akteure aufgetreten sind. Diese Fachleute sind in der Lage, die Geräte vollständig zu prüfen, zu testen, zu reparieren und zu reinigen, sie in individuellen Verpackungen mit kompatiblem Zubehör wiederaufzubereiten, Kundendienst zu leisten und sogar die positiven Auswirkungen zu quantifizieren, um den Prozess zu verbessern. Jedes Unternehmen hat somit Zugang zu leistungsfähigen, wiederaufbereiteten Produkten mit Rückverfolgbarkeit und Qualitätsservice. Für den Endverbraucher ist die Erfahrung identisch mit der, die er mit einem neuen Produkt machen könnte.
Für die Beschaffungsfunktion ist der Einsatz von Second-Hand Produkten auch eine Garantie für einen Gewinn an wirtschaftlicher Effizienz. Da wiederaufbereitete Produkte unter dem Preis von Neuprodukten verkauft werden, können die Käufer nach Angaben von Marktexperten mit Einsparungen von bis zu 70% pro Produkt rechnen.
Nicht zuletzt kann die Beschaffungsfunktion mit diesen wiederaufbereiteten Produkten dem ökologischen Imperativ gerecht werden. Sie sollten sich darüber im Klaren sein, dass die durchschnittliche Lebensdauer eines elektronischen Geräts nur wenige Jahre beträgt. Das ist zu wenig angesichts der Umweltauswirkungen ihrer Herstellung, insbesondere bei Laptops, Tablets und Smartphones, die zu den umweltschädlichsten Geräten gehören. Eine von den beiden Wissenschaftlern Eric Williams und Rüdiger Kühr im Auftrag der Vereinten Nationen erstellte Studie ist in dieser Hinsicht maßgebend. Sie schätzen, dass die Herstellung eines Desktop-Computers 240 kg fossile Brennstoffe (das Zehnfache des Gewichts des Computers selbst), 22 kg Chemikalien und 1,5 Tonnen Wasser erfordert. Außerdem enthalten diese Geräte erhebliche Mengen an Schwermetallen (Blei, Quecksilber, Kadmium und Chrom), die eine Gefahr für die Gesundheit der Arbeitnehmer und für die Umwelt darstellen. Angesichts dieser Feststellung betonen die Autoren das Interesse an der Wiederverwendung: „Da ein so großer Teil der im Lebenszyklus eines Computers verbrauchten Energie auf die Herstellung von Hightech-Komponenten entfällt, die in der Regel bei Recyclingprozessen zur Rückgewinnung von Rohstoffen zerstört werden, ist das Energiesparpotenzial beim Wiederverkauf oder bei der Aufbereitung etwa 5-20 Mal größer als beim Recycling“ (Quelle: Kühr, Rüdiger & Eric Williams (Hrsg.): Computers and the Environment: Understanding and Managing Their Impacts, Kluwer Academic Publishers, EcoEfficiency in Industry and Science Series, Dordrecht/NL, Oktober 2003, 300 Seiten).
Fazit
Wiederaufbereitete Produkte stellen somit eine besonders attraktive Option für Beschaffungsabteilungen dar, die einen verantwortungsvollen Beschaffungsansatz verfolgen und ihre Ausgaben optimieren möchten, ohne dabei Kompromisse bei der Qualität einzugehen. Gegenständen mehrere Leben geben, Abfälle reduzieren, die Kreislaufwirtschaft fördern: Das sind die neuen Aktionshebel eines verantwortungsvollen Unternehmens.